Bereits kurze Zeit nach Kriegsende reiste Buber in zahlreiche europäische Länder und in die USA, um an Konferenzen teilzunehmen und Vorträge vor verschiedenen Gruppen zu halten. Bis zum Jahr 1951 vermied es der Philosoph, deutschen Boden zu betreten, obwohl er Einladungen zu Vorträgen in den westlichen Teil des Landes erhalten hatte. Die wiederholten Bitten des protestantischen Theologen Karl Heinrich Rengstorf konnten schließlich Buber dazu bringen, einen privaten Vortrag vor kleinem und ausgewähltem Publikum in der Wohnung des deutschen Gelehrten in Münster zu halten. Buber traf dort auf Menschen, die ihm repektvoll zuhörten, "Menschengesichter", wie er sie bezeichnete, da doch das deutsche Volk, das größtenteils Hitler gefolgt war, in seinen Augen "gesichtslos" geworden war. Es hat den Anschein, dass dieses Zusammentreffen Buber verdeutlichte, dass es vielleicht doch ein "neues Deutschland" gab. In diesem Jahr 1951 wurde ihm auch verkündet, dass ihm der Goethe-Preis der Stadt Hamburg zugesprochen worden war. Allerdings gab es größere Teile in der israelischen Öffentlichkeit, die die Annahme des Preises keinesfalls befürworteten. Viele von ihnen waren der Meinung, dass es für die Annahme eines offiziellen humanistischen Preises aus Deutschland noch zu früh sei. Schließlich fuhr Buber erst 1953 nach Deutschland um den Preis entgegen zu nehmen. In diesem Jahr erhielt er weitere Preise, unter ihnen schließlich auch den Friedenspreis des deutschen Buchhandels.
Einladung zur Verleihung des Friedenspreises an Buber
Dieser Preis, der mittlerweile sehr prestigesträchtig ist, war damals noch sehr jung: Buber war erst der vierte Preisträger. Die bei der Preisverleihung in Frankfurt Anwesenden bewiesen jedoch, wie bedeutsam in den Augen des Preiskomitees und der weiter involvierten Personen die Verleihung an den jüdischen Philosophen war: unter den Ehrengästen war auch Theodor Heuss, der erste Präsident der Bunderepublik. Während der Veranstaltung sprachen vier Personen: Arthur Georgi, in jener Zeit Vorsitzender des Börsenvereins, der Frankfurter Oberbürgermeister Walter Kolb, Albrecht Goes, protestantischer Theologe und Schriftsteller, der die Laudatio auf Buber und sein Werk hielt und schließlich der Preisträger selbst. Die Rede Bubers hatte den Titel "Das echte Gespräch und die Möglichkeit des Friedens". In seiner Ansprache nahm Buber natürlich Bezug auf die düsteren Erinnerungen aus der Zeit des Holocaust und sagte: "Und was bin ich, daß ich mich vermessen könnte, hier zu "vergeben"?". Darüber hinaus richtete er sein Augenmerk auf die junge Generation, die von vom Hass noch nicht infiziert war. Buber rief auch die Völker der Welt dazu auf, humanistische Wege des Gesprächs zu entwickeln – im Interesse des Friedens und des gegenseitigen Verständnisses. In seiner Ansprache bei dieser bedeutenden Veranstaltung blieb Buber der Philosophie des Dialogs treu, die er über Jahrzehnte hinweg in seiner akademischen und öffentlichen Arbeit entwickelt und voran getrieben hatte.
Die Verleihung des Friedenspreises an Buber rief in den deutschen Medien ein breites Echo hervor und sicher war dieses Ereignis ein Meilenstein auf dem Weg zur späteren Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Israel. Buber genoss damals eine sehr viel größere Popularität in verschiedenen europäischen Staaten als in Israel selbst, wo noch immer viele die Bereitschaft Bubers zur Annahme eines offiziellen deutschen Preises schon 1953 kritisierten. Die Verleihung der Ehrendoktorwürde der Hebräischen Universität an Buber noch im selben Jahr stellte dann schließlich die erste Ehrung für den Philosophen in seinem eigenen Land dar und die Zusprechung des Israel-Preises 1958 markierte schließlich die breitere Rezeption von Bubers Lehrmeinungen auch bei einer breiteren Öffentlichkeit in Israel.
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Erste Seite des handschriftlichen Redemanuskripts von Martin Buber "Das echte Gespräch und die Möglichkeit des Friedens" |